Fische im Weltall
Wusstest Du, dass neben menschlichen Astronauten (sowie Affen und Hunden) auch schon jede Menge Fische ins Weltall geflogen (und zurück gekommen) sind?
Cool geblieben: Schwertträger
Bereits im April 1998 flogen Fische mit der Raumfähre Endeavour in einem extra für sie kontruierten, in sich geschlossenen System in den Weltraum: Das „C.E.B.A.S.-MINI-MODUL“ war ein winziger Lebensraum von nur 8,6 Litern. Trotz der kleinen Größe beherbergte es 4 trächtige Xiphophorus helleri (Schwertträger) Weibchen, 225 X. helleri-Jungtiere, dazu Wasserschnecken, Ceratophyllum-Pflanzen sowie ein Bakterienfilter, die insgesamt neun Tage lang die Erde umkreisten, bevor es für sie zurück ging. Alle vier Schwertträger-Weibchen überlebten den Flug in gutem physiologischen Zustand. Bei den Jungfischen gab es dagegen eine Todesrate von rund 66 % zu verzeichnen. Bei den Schnecken hatten fast alle (97 %) überlebt und über 250 Nachkommen sowie 40 Laichpakete produziert.
Im April desselben Jahres ging dann das C.E.B.A.S.-Modul mit der Columbia erneut ins All. Am 3. Mai 1998 landete das Modul nach einem 16-tägigen Flug wieder wohlbehalten auf der Erde — auch diesmal hatten die erwachsenen Tiere den außerirdischen Aufenthalt gut überstanden. Die Pflanzen hatten ihre Masse gar um über 200% vermehrt. Bei den Schnecken hatten nur 75 % überlebt, von ihren zahlreichen abgelegten Eiern allerdings nur wenige. Und auch bei den Jungfischen gab es größere Verluste als erwartet zu verschmerzen. Offenbar war das Habitat zwischenzeitlich relativ warm geworden — zeitweise betrug die Temperatur im Spaceshuttle wohl 33 °C. Den adulten Tieren dagegen ging es blendend — sogar besser als ihren „Kollegen“ in einem gleichartigen Modul, das als Vergleichssystem auf der Erde verblieben war. Diese hatten nämlich deutliche Stresssymptome gezeigt, während die erwachsenen Schwertträger aus dem All trotz der zeitweise hohen Umgebungstemperaturen ähnlich „cool geblieben“ waren, wie ihre terrestrischen Aquarien-Kumpane (wissenschaftliche Studie dazu; PDF-Datei). Auch von Auswirkungen der Schwerelosigkeit auf Knochen und Muskeln war bei den beflossten Astronauten nichts zu sehen.
Und: 2003 war erneut ein C.E.B.A.S. bei der Columbia Raumfähre an Bord — auf dem Flug, der so furchtbar tragisch endete…
Foton-M3: Buntbarsch-Larven on Board
Im September 2007 gingen dann Buntbarsch-Larven auf Höhenflug: Bei der Foton-M3-Mission ging es Forschern der Universität Hohenheim um das Wachstums der Otolithen — kleinen steinartigen Körnchen im Innenohr der Fische, die für den Gleichgewichtssinn wichtig sind.
Dass Buntbarsche als Larven ihren Dottersack mit sich tragen und somit in dieser Entwicklungsphase „Selbstversorger“ sind, war mit der Grund, warum die Wahl ausgerechnet auf diese Fischart fiel. Der Hauptgrund liegt aber in den relativen Dimensionen ihrer Otolithen: „[…] die Tiere bieten sich an, weil die Gleichgewichtsorgane bei Fischen fast genau die gleiche Masse haben wie beim Menschen“, erklärte Forscher Hilbig damals.
Buntbarsche mit fatalem Ende
Ebenfalls zur Untersuchung des Themas „Reisekrankheit“ gingen mit einer russiischen Sojus-Mission im April 2013 erneut 40 Buntbarsche auf die Reise in den Kosmos:
Bei der Bion-M1-Mission ging ebenfalls ein geschlossenes Ökosystem — „Omegahab“ genannt — auf Reisen. Gefüllt war es mit Euglena gracilis, Hornblatt, Posthornschnecken, mexikanischen Flohkrebsen und eben den 40 Buntbarsch-Larven. Diesmal wurden die Fischlarven und die Algen während ihres All-Aufenthaltes gefilmt, um Verhaltensänderungen erkennen zu können. Auch 15 Geckos der Art Chondrodactylus turneri waren mit an Bord sowie Wüstenrenn- und Labormäuse. Leider ging der 30 Tage dauernde Flug für die meisten Versuchstiere nicht gut aus: Wegen eines Zwischenfalls bzw. Defekts starben alle Wüstenrennmäuse und auch die Hälfte der Labormäuse. Und im Omegahab versagte die LED-Beleuchtung. Während die Pflanzen ihren Stoffwechsel umstellten und überlebten, fehlte den Fischen, Krebsen und Schnecken der Sauerstoff und sie starben.
Goldfische fliegen für Japan und Russland
Und schließlich flogen 2014 Goldfische und Regenwürmer mit einer russischen Progress M-22M für Experimente zur ISS. Sie waren Teil eines russisch-japanischen Versuchs mit dem netten Titel „Akvarium-AQH“ rund um die Themen Muskelschwund und Knochenverlust. Und auch sie lebten — natürlich — in einem geschlossene Mini-Ökosystem.
Nicola Straub ist Diplom-Biologin und pflegt seit mehreren Jahren in ihrer Freizeit hilfsbedürftige Igel.
Im Laufe ihres Lebens hat sie bereits alle möglichen Haustiere gehalten, derzeit gehören neben den jeweiligen Päppel-Igeln als feste Haustiere zwei Axolotl und ein Pferd zu ihrem Haushalt.