Eine Brillenschlange (Naja naja) in Drohposition

Warum trägt die eine Schlange eine „Brille“ während andere im Stockdunkel sehen können?

Bei heißem Sommerwetter liegt ZooMo gerne mit seinem Tablett im schattigen Garten. Dort lässt es sich aushalten und er kann noch mehr über seine geliebten Tiere in Erfahrung bringen. Am Welt-Schlangentag fallen ihm natürlich besonders kuriose Fakten über Schlangen ein.

Warum trägt die Brillenschlange eine Brille?

Als Brillenschlange wird die Südasiatische Kobra (Naja naja) bezeichnet. Sie hat natürlich keine Sehschwäche und trägt keine Brille auf dem Kopf. Vielmehr dient ihre „Brille“ ihrem Schutz und sie trägt diese auf dem Rücken — bzw. genau genommen auf der Rückseite ihres Halsschildes.

Bei Gefahr stellt die Giftnatter den vorderen Teil ihres Körpers auf und spreizt dabei ihre Nackenhaut weit auseinander. So wirkt sie selbst gefährlich und größer.

Der Nachteil: ihre eigene Sicht ist dadurch seitlich und nach hinten sehr eingeschränkt. Man geht davon aus, dass die gerade bei Jungtieren sehr ausgeprägte Zeichnung den Tieren einen gewissen Schutz nach hinten bietet. Potenzielle Angreifer, die sich während die Kobra die beschriebene Haltung eingenommen hat von hinten nähern, sollen durch die Zeichnung glauben, dass sich vor ihnen ein großes Tier befindet, das sie anschaut. Davon eingeschüchtert wagen die meisten keinen Angriff mehr, bzw. zögern und verschaffen der Brillenschlange dadurch wertvolle Zeit.

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Übrigens

Wusstest Du: Solch ein Abschreckungs-Effekt gegenüber bevorzugt von hinten angreifenden Tieren nutzen sogar Menschen! So halfen auf dem Hinterkopf getragene Gesichtsmasken Waldarbeitern in Bangladesch viele Jahre lang, Angriffe durch Bengalische Tiger zu verhindern — zumindest bis die Tiger zuletzt dazu lernten.

Eine „Brille“ dagegen trägt nicht nur die „Brillenschlange“. Weitere Brillenträger sind beispielsweise noch der Brillenpinguin, der Brillenbär, der Brillenkauz und der Brillenkaiman.

Sind Schlangen Langschläfer?

Schlafende Schlange
Schlafende Schlange.
Bild: Yan Cabrera via pixabay

Pauschal kann diese Frage wohl mit „ja“ beantwortet werden. Zumindest wenn wir über Terrarientiere sprechen. Diese erhalten ja bei überschaubarem Jagdaufwand regelmäßig ausreichend Futter. Dementsprechend verbringen sie viel Zeit mit Ruhen, Verdauen und Schlafen.

So kann der Schlaf dann durchaus schon mal 16 bis 20 Stunden am Tag in Anspruch nehmen.

Ob eine Schlange gerade schläft oder nicht ist allerdings kaum zu erkennen. Denn Schlangen besitzen keine Augenlider und schlafen daher mit offenen Augen. Das ist einerseits eine geniale Tarnung und anderseits bleiben so ihre Reflexe aktiv, denn die Tiere nehmen ihre Umgebung weiterhin wahr und reagieren schnell auf Bewegungen oder Veränderungen der Umwelt.

Geschlafen wird aber nicht unbedingt bei Nacht. Im Gegenteil, viele Arten sind dämmerungs- und nachtaktiv. Nachdem sie sich tagsüber mit ausreichend Wärme aufgetankt haben, ziehen sie zur späteren Stunde los.

Der Spitzenreiter im Langschlafen unter den Tieren ist übrigens der Koala. Er schläft bis zu 22 Stunden am Tag.

Beten nur „Schlangenbeschwörer“ Schlangen an?

Bei der Erzählung von Adam und Eva in der Bibel und in vielen Sprichwörter und Redensarten spielt die Schlange eine negative Rolle. Sie wird als falsch, boshaft, hinterlistig, hypnotisch, verführerisch und teuflisch dargestellt.

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So soll es die Schlange gewesen sein, die Eva einflüsterte, eine Frucht des verbotenen Baumes zu kosten. „Falsche Schlange“, „Giftschlange“, „diese Schlange“, kennt jeder als abwertende Bezeichnung für eine Person, die es nicht ganz ehrlich meint und nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht ist.

Dennoch spielen Schlangen in Märchen und Sagen überraschenderweise oft positive Rollen. Dort werden sie besonders in Verbindung gebracht mit Weisheit und Heilkraft.

Im antiken Griechenland beispielsweise wurden Schlangen als selbstheilend angesehen. Die Beobachtungen, dass Schlangen sich häuten, erweckte den Anschein, dass sie sich selbst erneuern. Aus dieser Zeit stammt auch der Äskulapstab, das Symbol der Heilkunst – ein Stab der von einer Schlange umwunden wird. Auch heute noch ist das Symbol im medizinischen Bereich zu sehen, bzw. in abgewandelter Form, im großen “A“ des Apotheken-Logos.

Auch die Vorstellung, dass Schlangen unsterblich sind, wurde durch die Häutung genährt. Dadurch galten Schlangen vielerorts als heilig.

Heute werden Schlagen in Indien als so genannte “ Nagas“ verehrt. Das sind Wesen, die als gewöhnliche Schlangen, als Schlangen mit mehreren Köpfen oder als Mischwesen aus Schlange und Mensch gelebt und mit den Göttern zusammengearbeitet haben sollen.

Dabei sind Schlangen auch in lebendiger Form in Indien allgegenwärtig. Ein gläubiger Hindu würde niemals bewusst eine Schlange töten, im Gegenteil: Nicht wenige halten die oben beschriebene Königskobra (Naja naja) als Haustier! Allerdings nicht nur aus alleiniger Verehrung. Die “Schlangenbeschwörer“ präsentieren die Tiere auf öffentlichen Plätzen mit touristischem Andrang, um Geld zu verdienen.

Schlangenbeschwörer
Schlangenbeschwörer. Bild: Jan Hoefer via Pixabay

Als heilig verehrt wurden früher auch viele andere Tierarten, beispielsweise Rinder, Widder, Katzen, Falken usw. In einigen Kulturen wird diese Verehrung bis heute fortgeführt. Das bekannteste Beispiel ist wohl die “Heilige Kuh“ in Indien.

Wieso können Schlangen im Dunkeln jagen?

Der Sehsinn ist bei Schlangen ganz unterschiedlich gut ausgebildet. So können die kleinen, wurmähnlich grabend lebenden Blindschlangen grade mal hell und dunkel unterscheiden. Jagende Nattern dagegen sind auf ihre besonders auf das Bewegungssehen optimierten Augen angewiesen.

Nachts bzw. in Dunkelheit jagende Schlangen wie haben zudem noch ein weiteres „Ass im Ärmel“ — bzw. eine Geheimwaffe auf der Nase: Das Grubenorgan!

Kopf einer Klapperschlange
Kopf einer Klapperschlange (Crotalus): Die nach vorn gerichtete Öffnung des Grubenorgans zwischen Augen und Maulspitze ist gut sichtbar. Vorn darüber und eher seitlich ausgerichtet befindet sich die Nasenöffnung.
Bild: Herbert Aust via pixabay

Das Grubenorgan ermöglicht Schlangen, auch im komplett Dunklen sehen zu können — nämlich Wärmestrahlung. Dies geschieht über eine zarte Membran, die auf dem Kopf zwischen Nasenlöchern und Augen liegt. Die Membran enthält Infrarot-Sensoren, die extrem sensibel auf Wärmestrahlung reagieren. Die empfangene Infrarotstrahlung aktiviert im Grubenorgan Ionenkanäle und diese Information wird direkt in das Mittelhirn geleitet, das für die Verarbeitung der optischen und akustischen Informationen sowie der taktilen Reize zuständig ist. Hier wird aus den Informationen des Grubenorgans das Infrarot-Bild zusammengesetzt — und bei den nach dem Organ benannten Grubenottern sogar direkt mit dem optischen Bild zu einem perfekten 3D-Bild verbunden. Ein warmes Beutetier kann sich somit auch in kompletter Dunkelheit nicht verstecken.

Grüne Hundskopfboa
Grüne Hundskopfboa: Im hellen Bereich oberhalb der „Lippen“ sitzen die Labialgruben. Bild: Haim Charbit via Pixabay

Besonders erstaunlich: Das „Infrarotsehen“ mittels Grubenorgan hat sich in der Evolution zwei Mal unabhängig von einander entwickelt: Einmal bei den Familien Boas (Boidae) und Pythons (Pythonidae) und einmal bei den Grubenottern (Crotalinae).

Und noch erstaunlicher: Zusätzlich zum Grubenorgan schließlich stehen den Pythons und einigen Boas auch noch weitere Wärmesensoren in sogenannten „Labialgruben“ zur Verfügung, die das Infrarot-„Sehen“ weiter unterstützen.

Übrigens: Mit dem Jacobson-Organ verfügen Schlangen um ein weiteres „Super-Sinnesorgan“. Es wurde sogar bei Schlangen erstmalig entdeckt. Es wird auch als Jacobsonsche Organ oder (vor allem bei Säugern) Vomeronasales Organ bezeichnet und verhilft der Schlange — vereinfacht gesagt — zu einer Art „Geruchssehen“. Denn mit diesem Organ werden Geruchtsmoleküle besonders effektiv ausgewertet: Beim Züngeln nimmt die Schlange Geruchsmoleküle mit ihrer Zungenschleimhaut auf und transportiert diese beim Einziehen der Zunge zum Jacobson-Organ, wo die Gerüche aufgenommen und ausgewertet wird. Die so gewonnene Information wird dann direkt zum Gehirn transportiert. Und weil das Organ bei Schlangen paarig angelegt ist und die über die Zunge aufgenommenen Gerüche dank der Zungenspalten auch „seitensortiert“ auf das Jacobson-Organ aufgebracht werden, kann die Schlange somit „Stereo-Riechen“.

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Schon gewusst?

Obwohl das Jacobson-Organ zunächst bei den Schlangen entdeckt wurde, verfügen auch andere Tiere über dieses spezielle Riechorgan. Zwar ist es bei den meisten Säugern im adulten (erwachsenen) Zustand nicht mehr vorhanden, bei Säugetieren, die besonders auf ihre Nase angewiesen sind, beispielsweise zur Nahrungssuche bzw. Jagd, gibt es das aber noch. Beispiele sind Katze und Hund — und der Igel!

Kopfbild: Eine Brillenschlange (Naja naja) in Drohposition. Foto: Anil Sharma via Pexels

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