Regenbogen vor der Insel Giglio

Wetterfühlige Aquarien- & Terrarienbewohner

Ein Makifrosch ganz oben auf einem Ast sitzend
Makifrösche (Phyllomedusa) gehören zu den Laubfröschen und sind entsprechend hervorragende Kletterer. Diesen hat es auf dem Ästchen ganz nach oben verschlagen. Bild: Eder Alves Barbosa via Pixabay

Schon seit frühester Zeit haben Menschen Tiere als „Meteorologische Zeiger“ genutzt. Das sicherlich bekannteste Beispiel dafür ist der sprichwörtliche „Wetterfrosch“. Und das aus gutem Grund, denn tatsächlich reagieren einige Froscharten mit auffälligen Verhaltensänderungen auf wechselndes Wetter.

Doch genaugenommen sind gar nicht primär die Frösche, die direkt auf das Wetter reagieren. Vielmehr folgen sie ihrerseits nur ihrer bevorzugten Nahrung — Fliegen und Mücken — dorthin, wo diese sich je nach Wetter vermehrt aufhalten: Nämlich bei gutem Wetter eher weiter oben fliegend, bei schlechtem Wetter mehr in Bodennähe. Entsprechend halten sich auch ihre langzüngigen Jäger eher bodennah auf oder klettern in der Vegetation höher empor. (Übrigens machen es auch Schwalben so: Auch sie passen ihre Flughöhe an die ihrer Beute an.)

Allerdings: Bei in einem Glas mit Leiter gehaltenen Frosch funktioniert das eher nicht — und Gottlob sind wir ja auch aus den Zeiten heraus, in denen Tiere noch in solcher Qualhaltung untergebracht wurden. Heute haben wir viel bessere Möglichkeiten, unsere Amphibien und Reptilien in Biotop-ähnlichen, natürlichen Umgebungen zu halten — und dabei auch mittels individuell angepasster Klimasteuerung die jeweils für sie optimalen Lebensbedingungen einzurichten.

Die (kletternden) Frösche sind übrigens nicht die einzigen „Meteorologen“ im Amphibien- oder auch Reptilien-Reich. So zeigen sich beispielsweise Feuersalamander in der Natur tagsüber nur bei Regewetter. Ist es sonnig, würde ihre empfindliche Haut zu schnell austrocknen. Umgekehrt halten es die Eidechsen: Sie sind richtiggehende Sonnen-Anbeter, weswegen man sie sich nur bei „schönem Wetter“ in der Natur tummeln sieht.

Eidechsen tummeln sich an einer Mauer in der Sonne
Eidechsen tummeln sich an einer Mauer in der Sonne. Bild: Nicola Straub.

So eindeutig diese Beobachtungen sind — zur Wetterprognose taugen sie weniger. Denn wenn man das wettertypische Verhalten dieser Tiere beobachtet, ist das damit angezeigte Wetter ja bereits „da“.

Beste Vorhersagerin: Die Spinne

Als echte Wetter-Propheten interessanter sind da Spinnen: So kürt beispielsweise weather.com Kreuzspinnen als das „Wettertier Nummer 1“:

Wenn Webspinnen aktiv an ihrem Netz bauen, wird es windstill und trocken. […] Regenwetter oder sogar Gewitter drohen […] hingegen, wenn sich Spinnen auch bei noch gutem Wetter verkriechen und nicht mehr aus ihrem Rückzugswinkel hervorkommen.

https://weather.com/de-DE/wissen/klima/news/wetterpropheten-flora-fauna-wettervorhersage

Wetterfühligkeit unter Wasser

Exo Terra Monsoon Beregnungs-Vernebelungssysteme
Prima Klima im Terra: Mit den Exo Terra Monsoon Beregnungs- & Vernebelungssystemen

Reaktionen auf bestimmtes Wetter sind also im terrestrischen Tierreich weit verbreitet. Aber wie sieht das unter Wasser aus? Könne Fische und andere aquatische Tiere überhaupt Wetteränderungen wahrnehmen? Dass Fische auf Regen reagieren, ist Anglern schon immer bekannt: „Bei Regen beißen Fische besser“, ist ein uralter Merkspruch.

Prasselnder Regen ist natürlich auch unter Wasser wahrnehmbar. Und da eine durch Regentropfen „zerwühlte“ Wasseroberfläche undurchsichtig wird, ist es auch logisch, dass Fische sich dann sicherer fühlen, auch die oberen Wasserschichten zu bevölkern. Denn dann können fliegenden Räuber sie schwieriger ausmachen und noch schwieriger fangen.

Aber wie sieht das im Aquarium aus? Schließlich prasselt hier selbst beim stärksten Gewitter ja kein Regen auf das Wasser.

Dennoch werden die meisten Aquarianer die Frage, ob ihre Tiere auf bestimmte Wettersituationen reagieren, wohl mit ja beantworten: Denn jeder Aquarianer, der seine Tiere beobachtet, hat wohl schon bemerkt, dass seine Tiere je nach Wetterlage unterschiedlich gut fressen, sich zurückziehen oder dass eine bestimmte Wetterkonstellation gar als Startschuss für die Reproduktion wirkt.

Ablaichen bei Gewitterlage

Ein Beispiel für letzteres sind beispielsweise die aus Südamerika stammenden Panzerwelse (Corydoras). Grundsätzlich spielen für das Laichverhalten dieser Tiere in der Natur zwar noch mehr Faktoren eine Rolle, beispielsweise das generelle Zusammenspiel der Regen und Trockenzeit. Als anregend für das Ablaichen dieser Tiere im Aquarium zeigt sich jedoch häufig eine bestimmte Wetterlage als hilfreich — nämlich Regen bzw. Gewitter.

Panzerwels Corydoras mit Laich
Panzerwels Corydoras mit Laich. Foto: Juan Carlos Palau Díaz via Pixabay

Die Erklärung dafür liegt vermutlich in einer verbesserten Überlebenschance der Nachkommen in der Natur bei Regen-Wetterlagen:

Bei einem kommenden Tiefdruckgebiet ändert sich der Luftdruck, hinzu kommt häufig Wind. Insekten fliegen tiefer und werden durch den Wind auf das Wasser gedrückt. Kommt dann der Rege, werden zusätzlich Kleinsttiere und Pflanzenteile ins Wasser gespült, was eine Verbesserung des Nahrungsangebotes im Wasser bedeutet. Einschwemmungen von Erdreich an den Uferregionen führen zu Trübungen, was eine bessere Deckung vor Räubern bedeutet. Und bei Wasserläufen, die starken Volumen-Schwankungen unterliegen, bedeutet Regen zudem, dass zumindest die darauf folgende Zeit ein Laichplatz vermutlich nicht direkt von Austrocknung bedroht sein wird, so dass insgesamt ein vergrößerter Lebensraum zur Verfügung steht.

All diese Vorteile haben dafür gesorgt, dass die Welse, die Tiefdruckgebiete „erfühlen“ können und mit ihrem Fortpflanzungsverhalten gezielt auf diese reagieren, durch eine höhere Erfolgsquote bei der Fortpflanzung einen evolutionären Vorteil hatten. Somit hat sich diese „Wetterfühligkeit“ genetisch durchgesetzt.

Tricks helfen bei der Nachzucht

Dies zu wissen, hilft Aquarianern bei der Nachzucht. Denn mit diesem Wissen können sie verschiedene „Tricks“ anwenden, um das Ablaichen zu triggern. So kann man mit Änderungen der Futterzugabe in Kombination mit (z.B. durch Wasserwechsel) künstlich erzeugten Temperaturschwankungen versuchen, ein „reproduktionsfreundliches Klima“ im Aquarium zu simulieren.

Und wenn das nicht verfängt? Dann bleibt immer noch, auf das Heraufziehen einer Gewitterfront zu hoffen…

Regentropfen auf einer Teich-Oberfläche
Regentropfen auf einer Teich-Oberfläche. Foto: Jerzy Górecki via Pixabay

Kopfbild: Regenbogen vor der Insel Giglio, Foto: Federico Burgalassi via Unsplash

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