Hund guckt durch ein Loch im Zaun

Ein Hund aus dem Tierheim

Du willst einem Hund aus dem Tierschutz ein neues Zuhause geben bzw. einen Tierheimhund adoptieren, damit etwas Gutes tun und einen Freund fürs Leben gewinnen. Das ist eine wunderbare Idee — aber einiges solltest Du dabei beachten, damit das Projekt Tierschutzhund zum Erfolg für alle Beteiligten wird.

Denn ein Hund aus zweiter, dritter oder gar vierter Hand ist immer auch eine Herausforderung. Ein solches Tier hat eine Vergangenheit und diese nimmst Du zusammen mit dem Tier bei dir auf.

Unterschiedliche Rassen, Charaktere, Werdegänge & Hintergründe

Tierheime beherbergen naturgemäß die unterschiedlichsten Hunde. Groß/klein, lang-/kurzhaarig, aktiv/ruhig… — meist sind in Sheltern alle möglichen Typen vertreten. Und ebenso vielfältig sind die Gründe, warum diese Hunde dort sind.

Oft sind veränderte Lebensumständen wie eine Scheidung oder Umzug, gesundheitliche Probleme der Besitzer oder berufliche Veränderungen der Grund dafür, warum ein Hund abgegeben wird. Leider werden aber auch immer mehr Hunde wegen Problemen in der Erziehung und/oder problematischen Verhaltensweisen „abgeschafft“ oder auch weil ihre Besitzer sie schlicht unüberlegt angeschafft hatten und diesen Schritt später bedauerten.

Diese Hunde haben dann oft schon schlechteren oder frustrierende Erfahrungen gesammelt. Entsprechend brauchen von ihren neuen Besitzern — also von Dir — oft besondere Hilfestellungen. Du solltest dir darum bereits im Vorfeld überlegen, wenn es nötig wird, kompetente Hundetrainer mit ins Boot zu holen, um deinen Tierschutz-Hund (und auch dich) optimal zu unterstützen.

ZooMo empfiehlt

ZooMo meint:

Halte dir immer vor Augen: Generell und völlig egal, warum ein Hund im Tierheim abgegeben wurde: IHN trifft dabei nicht die Schuld! Denn ein Hund ist immer das, was seine Besitzer aus ihm machen!

Denn kein normaler Welpe der Welt ist von sich aus auffällig. Fehlende oder falsche Erziehung, Traumatisierung durch schlechte Haltung…, all dies sind Gründe, die durch die (Vor-)Besitzer verursacht oder zugelassen wurden. Und alle diese Hunde haben eine zweite Chance verdient!

Um so schöner, dass Du einen Tierschutzhund adoptieren und ihm diese zweite Chance geben möchtest.

Trotzdem: Überlege dir deine Entscheidung gründlich und bereite dich gut auf die Aufnahme und die damit verbundenen Aufgaben vor: Bist Du wirklich bereit und auch in der Lage, die Herausforderungen, die ein „Hund mit Vorgeschichte“ mit sich bringt, zu meistern? Denk daran: Du hast dem Hund (und auch der Gesellschaft) gegenüber eine Verantwortung*.

Mache Dir klar, dass Hunde mit Ängsten und Aggressionen ein besonderes Einfühlungsvermögen, Verständnis und ein gutes, konsequentes Training benötigen — und dies auch keine Sache von „kurzer Eingewöhnungszeit“ ist, sondern etwas ist, was euch unter Umständen lange begleiten wird.

Lass dir Zeit

Tierheim-Mitarbeiter kennen ihre Schützlinge in der Regel sehr gut, daher solltest Du immer das Gespräch suchen und deinen Wunsch, einen Hund aufzunehmen, mit den Mitarbeitern besprechen. Erzähle ihnen, was Du dir für einen Hund wünscht, wie sein Leben aussehen soll und welche Erfahrungen Du bereits mit Hunden hast — oder auch nicht hast.

Hundewelpen hinter Gittern
Foto: Vladimír Sládek via Pixabay

Das Kennenlernen

Hast Du einen in Frage kommenden Hund identifiziert, besuche diesen mehrfach und über einige Wochen hinweg und gehe mit ihm spazieren. Beschäftige dich mit diesem Hund, bevor Du ihn zu dir nimmst! Manche Tierheime machen auch erst einmal Pflegeverträge mit Adoptierwilligen, um zu sehen, ob Hund und Interessent tatsächlich zusammenpassen. Auch häusliche Vorkontrollen und Fragebögen zur eigenen Person sind üblich. Das solltest Du nicht als Affront ansehen: Den Tierheimen liegen die Hunde am Herzen und sie möchten wissen, dass die Wahl nicht unüberlegt getroffen wurde. Tierschutz-Hunde haben ja schon einiges erlebt und es gilt, unbedingt einen erneuten Misserfolg in der Mensch/Hund-Paarung zu vermeiden. Darum will (und muss) das Tierheim sichergehen, dass Du und dein zukünftiger Begleiter wirklich dauerhaft harmonieren.

Im neuen Zuhause

Sind die Hürden der Auswahl und des Kennenlernens genommen und dein neuer Hund bei dir eingezogen, wird es einige Tage dauern, bis er zu dir eine Beziehung aufbaut. In dieser Zeit solltest Du es vermeiden, den Hund zu überfordern. Gib ihm Zeit, um mit der für ihn „schon wieder“ veränderten Situation klar zu kommen. Er braucht Liebe und Sicherheit, jedoch mit klaren Strukturen und Regeln. Denn gerade Regeln und Struktur sind nicht gängelnd, sondern sie vermitteln deinem Hund die für ihn jetzt so wichtige Sicherheit!

Viele Hunde mit Vorgeschichte brauchen eine enge Bindung an ihren Menschen. Auch wenn sie eventuell zunächst zurückhaltend oder gar misstrauisch sind: Wenn sie verstanden haben, dass sie von nun an ein neues Zuhause haben, werden sie zu treuen Freunden.

Hund liegt rücklings auf einer Decke
Foto: Astrid Schmid via Pixabay
Titel-Foto: ‚Anja🤗#helpinghands #solidarity#stays healthy🙏‚ via Pixabay

Checkliste

Hier findest Du noch eine kleine Checkliste der Dinge, die Du beachten bzw. beim Tierheim erfragen solltest, bevor Du einen Hund aus dem Tierschutz bei dir aufnimmst:

  1. Welche Charaktereigenschaften hat der Hund? Welche Rasseeigenschaften? Wie ist der Hund im Wesen und Verhalten?
  2. Ist der Hund bereits erzogen oder ausgebildet? Welche Probleme in der Erziehung gibt bzw. gab es oder sind bei der Abgabe genannt worden?
  3. Ist der Hund sozialverträglich? Wie reagiert er auf Kinder, Fremde, andere Tiere? Wie verträglich ist er mit anderen Hunden?
  4. Welche Vorlieben und Abneigungen hat der Hund? Kann der Hund alleine bleiben über eine gewisse Zeit? Wie verhält er sich beim Autofahren?
  5. Hat der Hund Allergien oder Unverträglichkeiten? Ist der Hund krank? Braucht er besondere Pflege?

*Übrigens: Solltest Du nach reiflicher Überlegung doch keinen Tierschutz-Hund wollen, sondern möchtest lieber vom Züchter kaufen: Auch hierbei gibt es einiges zu beachten. Was genau, liest Du hier: Guter Züchter – schlechter Züchter?

4 Gedanken zu „Ein Hund aus dem Tierheim

  1. Hallo,

    wir wohnen in Rheinhessen, hatten bis vor 2 Jahren ein Labbi Mädchen und seit knapp 2 Jahren unseren Max aus dem Tierheim Bad Kreuznach. Wir haben die Herausforderung angenommen, dind am Anfang 2 Wochen mit ihm Gassi gegangen, immer je 3 Std. Dann ca 10 Einzelstunden absolviert (nachdem er bei uns eingezogen war) und seit 18 Monaten jeden Sonntag im Hundeverein in Framersheim.
    Zur Zeit streben wir die BHP an.
    Ist ein Hund aus dem TS, ein Rumäne anders???? Ja, denn irgend etwas schlummert immer in ihnen und dass er immer mal ticken könnte, wissen wir. Es dauert bestimmt ein Jahr, bis man weiß wie der Hund tickt.
    Ich war der Meinung, dass es Regeln für Tierheime gibt oder Tierschutzvereine und wir dachten, die arbeiten alle gleich. Leider ist dem nicht so.
    6 Wochen nachdem unsere Schissbux bei uns war, änderte sich sein Wesen, das wussten wir aber, nicht aber vom TH, sondern von einer Tierärztin wo wir ihn nochmal checken lassen haben: Jeden schnappen, jagen, beißen — wenn wir nicht konsequent gegen gehalten hätten.
    Mittlerweile ist er echt zu einem tollen Hund geworden, aber ich bin immer achtsam und für uns steht fest, dass unser Max nicht von der Leine in der freien Natur gelassen wird. Sehr starker Jagdtrieb auf Grund jahrelanger Selbstversorgung, dieser würde wieder hochkommen (ich bin in der Verantwortung) aber ich glaube, bzw. bin mir sicher, dass er seiner 20 Meter Schleppleine nicht abgeneigt ist. Täglichen Freilauf bekommt er in einer eingezäunten Hundeschule.
    Leider ist der Tierschutz mittlerweile ein riesengroßes Geschäft und es ist zu einfach einen Tierschutz-Hund zu bekommen.
    Alleine im TH Bad Kreuznach sind mehrere Hunde, die des öfteren vermittelt worden sind. Da frag ich mich, was hat das mit Tierschutz zu tun?!
    Die Gebühren müssten mindestens die Hälfte sein wie für einem Hund aus dem VDH. Ich bin mir sicher dass dann das, was immer wieder passiert, zum größten Teil aufhören würde.
    Ansonsten sind wir 2 ein tolles Team und das wöchentliche Lob geht runter wie Öl, bin so mega stolz, was wir 2 erreicht haben.
    Danke nochmal für den wirklich tollen Bericht, denn es spiegelt sich wirklich alles wieder.

    Liebe Grüße
    Claudia und Max

    1. Hallo Claudia,
      danke für deinen ausführlichen Bericht! Ja, Tierschutz-Hunde aus dem Ausland — das wäre im Grunde noch einmal ein eigenes Thema… Gerade was Du so treffend beschreibst, sind wertvolle Hinweise für andere, die sich mit dem Gedanken tragen, einem Auslands-Tierschutzhund ein Heim zu geben.
      Deine Schilderung klingt ganz danach, als hättest Du von Anfang an einen guten Plan gehabt und warst (soweit möglich) auch auf Schwierigkeiten vorbereitet. Und es ist großartig, was Du — was ihr beide — erreicht habt.
      Was für ein Glück für Max, dass er zu Euch gefunden hat!
      Das ZooMo-Team wünscht euch beiden noch eine lange und ganz tolle Zeit zusammen!

  2. Hallo, ich habe schon immer Hunde, also über 50 Jahre. Bis vor 6 Jahren Hunde vom Züchter und dann kam durch Zufall ein älterer, spanischer Jagdhund zu uns, das ist 6 Jahre her, und vor ca 3 Jahren ein spanischer Leishmaniose-positiver Pointer-Mix. Dann habe ich noch meinen 14jährigen, sehr geduldigen Aussi. Die Spanier haben eine Zeit gebraucht, kommen aus schlechter Haltung, schätze, 1 Jahr bis sie tiefenentspannt waren. Jetzt sind sie überall dabei, können aber auch ohne Gewinsel und Gebell alleine bleiben. Wir haben sie ganz normal wie jeden anderen Hund behandelt und nie bemitleidet. Warum auch? Sie sind hier in Sicherheit und haben ein tolles Hundeleben, so wie es sein soll! LG Ulrike

    1. Hallo Ulrike,
      auch bei Dir durften also Tierschutzhunde aus dem Ausland einziehen — was für ein Glück die beiden hatten. Gerade auch mit der Diagnose hätte der Weg für deinen Pointer-Mix ansonsten eher schlecht ausgesehen, vermutlich?
      Dass man rund ein Jahr rechnen sollte, bevor sich die Situation in Richtung „normal/entspannt“ bewegen kann, ist ein guter Hinweis für andere — danke dafür! Drei so unterschiedlichen Hunden gerecht zu werden, ist bestimmt auch eine Aufgabe, oder? Um so schöner, dass es so toll klappt!
      Auf das es noch lange so bleibt für Euch!
      Dein ZooMo-Team

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